Philipp Hitzigrath (GER) holt sich den EM-Titel im Open Canoe. Claire O’Hara gewinnt überlegen in der Klasse Squirt Damen. Die britische Doppelweltmeisterin sorgte auch für die größte Überraschung des Tages: Sie verpasste den Einzug ins K1-Damen-Finale! Am Samstag steigt im Draupark das TEVA-Pappbootrennen.
Die ersten Entscheidungen bei der ECA Kanu-Freestyle-Europameisterschaft sind gefallen: In einer faszinierenden Parade aus Mystery- und Trophy-Moves, Screwing und Stalling, machte Clair O’Hara (GBR) ihren Konkurrentinnen deutlich, worum es beim Squirten wirklich geht. Mit 1.072 Punkten liegt sie mit nur einem Lauf über 800 Punkte vor der Zweitplatzierten, Eva Filová (SVK). „Es war ein wirklich toller Nachmittag“, sagt die glückliche Europameisterin. „Ich habe unglaublich viele Punkte gemacht. Ich hoffe ich schlage damit die Jungs im morgigen Herrenfinale!“ Platz 3 ging an die junge Spanierin Nuria Fontané vor Andrea Kaspers (GER) und Lucie Horka (CZE).
Im zweiten Finale des heutigen Tages setzte sich Philipp Hitzigrat (GER) mit einem Paukenschlag an die Spitze: In seinem Open Canoe gelang dem jungen Deutschen ein perfekt ausgeführter Loop – eine Figur, die in der Klasse der offenen Kanadier zu den Höchstschwierigkeiten zählt. Nicht ganz so sauber war der Loop von Aitor Goikoetxea (ESP), der sich deshalb mit Platz zwei begnügen muss. Dritter wurde Paul King (GBR) vor Tobias Hüther (GER) und Josh Wedgwood (GBR). Letzterer zeigte sich sportlich und boot dem Publikum eine hervorragende Show: Nach einer Kenterung verließ er die Walze schwimmend, sprang blitzschnell zurück ins Kanu und stürzte sich ein weiteres Mal in die Walze.
In den Kajak-Einer-Klassen (K1) stand heute zunächst das Viertelfinale der Männer auf dem Programm: Hier wurde der beste aus drei Läufen gewertet, eine starke mentale und körperliche Herausforderung für die Athleten. Der Brite James Weight, Zweiter der Vorrunde, setzte in jedem seiner Läufe eins drauf und verbuchte den Top-Score des Vormittages mit 876,667 Punkten. Zweiter wurde sein gestriger Gegenspieler Sebastien Devred (FRA) vor Titelverteidiger Peter Csonka (SVK).
Mit Ausnahme von Thomas Hinkel verkauften sich die Deutschen Herren heute deutlich unter Wert. Hinkel bestach vor allem in seinem ersten Lauf mit kraftvoller Dynamik und präzise ausgeführten Moves. Leider konnte er diesen in den beiden weiteren Runden nicht bestätigen. Nur knapp 80 Punkte fehlten dem Passauer auf den Einzug ins Halbfinale. Als bester Deutscher landete er auf dem 12 Endrang. Martin Koll fand nach einem guten ersten Lauf nicht so recht seinen Rhythmus. Er belegt Rang 15, Simon Strohmeier und Philipp Vorbohle landeten auf den Plätzen 17 und 18. Österreichs Marcel Bloder ging heute mit großer Anspannung ins Rennen. Der Grazer wollte nach einem nicht ganz perfekten ersten Lauf zu viel und setzte auf volles Risiko. Platz 19 für den 21-Jährigen.
Am Nachmittag mussten die K1-Herren ein zweites Mal aufs Wasser um die Platzierungen im Halbfinale erneut durchzumischen. Hier wurde der bessere aus zwei Läufen gezählt. In seinem ersten Versuch zeigte der amtierende Weltmeister James „Pringle“ Bebbington (GBR), dass er seinen Titel nicht umsonst trägt. Der Brite kombinierte Höchstschwierigkeiten zu einer fließenden Kür und setzte sich mit 930 Punkten an die Spitze. Wahrlich großartig war die Leistung von Titelverteidiger Peter Csonka (SVK): Der Titelverteidiger wird von einer Muskelverletzung geplagt, die ihm bei jeder Bewegung sichtbar Probleme bereitet. Ungeachtet davon liegt der Slowake nur die Winzigkeit von 15,333 Punkten hinter dem führenden Bebbington – und wird morgen gewiss noch einmal die Zähne zusammenbeißen. Auch Sebastien Devred (FRA), Joaquím Fontané (ESP) und James Weight (GBR) schafften den Einzug ins Finale.
“Das wird jetzt interessant”: Die Einschätzung von Sprecher Arnd Schaeftlein brachte das Fazit des Damen-Halbfinales auf den Punkt. Keine der Teilnehmerinnen zeigte heute herausragende Leistungen, allen voran die amtierende Weltmeisterin Claire O’Hara (GBR). Nach zwei verpatzten Läufen scheidet die Britin auf Rang 7 aus dem Wettkampf. „Ich habe einfach keine Moves gemacht“, sagt die Britin auf die Frage, was den schief gegangen ist. „Es war ein Desaster! Ich hatte mir einen Spielplan zu Recht gelegt, alles war gut und dann hat nichts funktioniert. Aber, ich habe daraus gelernt und nächstes Mal komme ich umso stärker zurück.“ Auch die deutschen Damen konnten ihre Leistungen vom Mittwoch heute nicht bestätigen. Andrea Kaspers und Anne Hübner belegen die Ränge 9 und 10.
Die Führung in der Klasse K1-Damen behält weiterhin Marléne Devilez (FRA). Zweite ist derzeit Maria Lindgren (SWE) die zwei solide Läufe aufs Wasser brachte. Knapp dahinter, nur 23,333 Punkte liegt die Norwegerin Kari Olnes, wiederum nur 3,333 Punkte vor Nina Csonkova (SVK). Tora Heggem (NOR) belegt Rang 5. Alle fünf Finalistinnen liegen in einem Abstand von 110 Punkten. Somit ist im morgigen Kampf um die Spitzenplätze noch alles möglich.
Keine große Überraschung ist der Führende nach dem Halbfinale der K1 Junioren: Der britische Überflieger Bren Orten verteidigte seine Führung überlegen vor seinem Teamkollegen James Benns und Sam Stephenson. Sindre Slalien (NOR) liegt derzeit auf Rang 4, Lane De Meulanaere (BEL) schaffte als 5. den Finaleinzug. Pech hatte Michel Hasselwander (GER). Mit nur 13,333 Punkten Rückstand schlittert er haarscharf am Junioren-Finale vorbei. Yannick Münchow belegt Rang 10.
Im C1 liegt Aitor Goikotxea (ESP) an der Spitze vor Lukas Cervinka (CZE), Sören Kohnert (GER), Philipp Hitzigrath (GER) und Jan Choutka (CZE). Jonas Unterberg (GER) beendet die EM auf Rang 8.
Am Samstag geht es ab 10 Uhr auf der Drauwalze richtig zur Sache. Die Finalläufe in den Klassen K1-Juniorinnen, Squirt Männer, C1 unisex, K1 Damen und K1 Herren stehen auf dem Programm. In der Mittagspause gibt es Gelegenheit selbst zum Paddel zu greifen. Beim Teva-Pappbootrennen schippern die Teilnehmer in selbst gebastelten Kanus die Drau hinunter. Jeder der mutig genug ist, der mächtigen Walze direkt ins Auge zu sehen kann dabei mitmachen. Anmeldung und Materialausgabe beim Red-Bull-Zelt am Wettkampfgelände im Draupark.
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