Das war die Freestyle WM in Kanada

Raphael Scheu
Raphael Scheu

Nach einer ereignisreichen Woche im Ottawa Valley, Kanada schneiden die deutschen Kajak Freestyler trotz schwieriger Bedingungen auf der Garburator Welle, gut ab. Jonas Unterberg überrascht in der OC Klasse mit dem 5. Platz und verpasst nur knapp das Treppchen. Vor allem die Junioren zeigen, dass im deutschen Kajakfreestylenachwuchs Potential steckt. Emma Schuck, Johanna Denke und Raphael Scheu paddeln sich unter die besten zehn Kajaker der Welt.

JOnas Unterberg erreichte im OC Platz 5
JOnas Unterberg erreichte im OC Platz 5

Die technisch schwierige und schnelle Garburator Welle auf dem Ottawa Fluss ca. 1,5 Autostunden östlich von Ottawa Stadt entfernt, ist anspruchsvoll und mit keiner europäischen Welle in Größe, Schnelligkeit und Wasservolumen vergleichbar. Freestyle Kajakfahrer aus der ganzen Welt reisten bereits Monate vorher an und trainierten mehrmals am Tag. In den Wettkämpfen werden viele Starter aus der Welle geschoben oder verpassen diese beim Anfahren, was wiederum von den Schiedsrichtern mit null Punkten bewertet wird.


Durch die erschwerten Umstände entscheiden die Schiedsrichter des Hauptverbandes der Internationalen Canoe Föderation (nachfolgend ICF), dass jeder Starter vier Läufe à fünfundvierzig Sekunden erhält. Gewertet wird nach dem Regeln und Trickbeschreibungen des ICF. Am häufigsten wird der Wellentrick „Blunt“ eine 180° Drehung des Kajaks, vertikal über die Bootsspitze, gezeigt.

Das Deutsche Kanu Freestyle Team
Das Deutsche Kanu Freestyle Team

Zuschauer aus der ganzen Welt


Mit einem breiten Rahmenprogramm neben den Wettkämpfen zeigt die ICF, dass Kajakfreestyle sich positiv Richtung Olympische Spiele entwickelt. Aktuelle Artikel über die Webseite, Onlineresultate, soziale Medien und ein Livestream (mit teils 20.000 Nutzern) ziehen Zuschauer aus aller Welt Richtung Ottawa Valley und vor die Computer. Nordamerikanische Fernsehsender übertragen die Finalläufe Live. Filmvorträge, Informationsveranstaltungen des ICF und Partys am Ende der Weltmeisterschaft runden ab. 29 Nationen und 200 Starter aus allen Teilen der Erde sind mit Ihren Booten angereist. Nachdem die Kanadische Regierung dem Kajakfreestyle Team aus Uganda mehrmals die Einreise verweigert hat, ändert diese Ihre Meinung nachdem die ICF und die Freestyle Teams sich mit Beschwerdemails und Briefen äußern.


Daniel Riedmüller im C1
Daniel Riedmüller im C1

Deutschland fährt ohne Medaille heim


Insgesamt 184 Starter aus 25 Nationen gehen an den Start. Deutschlands Freestyler mischen vorne mit und vor allem die Junioren, behaupten sich im internationalen Starterfeld, belegen drei Plätze unter den besten zehn Startern der Welt.

Als erste Kategorie starten die Squirtkajaker. Für Deutschland im sehr engen und flach zusammen gedrückten Kajak vertreten, Thomas Hinkel und Sandra Sebelin, beide Sportler des TV Passau. Thomas belegt den 17. Platz. Bei den Damen Sandra den 13. Platz.

Für die Herren ist nach der Trainingswoche und zusätzlichen Einheiten in der Nacht bei Flutlicht, die Welle fordernd. Solide Vorläufe bringen Thomas Hinkel (TV Passau) auf Platz 32, von Daniel Riedmüller auf Platz 47 gefolgt von Max Münchow (WSC Bayer Dormagen) auf Platz 48, Philipp Vorbohle (KC Wiedenbrück) Platz 53 und Marvin Gauglitz (KG Neckarau) auf Platz 58. Insgesamt 74 Starter bei den Herren fordern fehlerfreie Tricks innerhalb von 45 Sekunden auf der Welle.

„Die Welle ist technisch schwierig.“ so Thomas Hinkel und Max Münchow. „Vor allem die Geschwindigkeit ist ungewohnt, der schwankende Pegel verlangt viel Übung bei den verschiedenen Bedingungen und viel Konzentration. Das Boot springt schnell und ist nicht leicht zu kontrollieren. Da die Tricks in ihrer Bewegung perfekt ausgeführt werden müssen, damit die Punkte gewertet werden, benötigen wir mehr Training und Erfahrung auf der Welle. Die deutschen Freestylekajaker sind mehr in der Walze geübt.“

Auch die deutschen Frauen kämpfen mit den Bedingungen und scheiden in den Vorläufen aus. Andrea Kaspers (SPVG Boich/Thum), Deutsche Meisterin bei den Damen belegt den 21. Platz. Andrea kommentiert: „Im Training waren meine Läufe solide. Tricks mit sicheren Punkten waren jedoch im Wettkampf leider nicht umsetzbar“. Lisa Hasselwander (WSC Dormagen) erreicht den 32. Platz und Sandra Sebelin den 37. Platz.

Deutsche Mannschaft während des Teamtrainings
Deutsche Mannschaft während des Teamtrainings

Chancen in den Juniorenklassen

 

Ganz anders bei den Junioren. Raphael Scheu (KC Straubing) überzeugt mit 770 Punkten in den Vorläufen und macht die internationale Konkurrenz nervös. Er schneidet in der Gesamtwertung als achter von vierundzwanzig Startern ab. Philipp Michel (DRC Neuburg) erreicht bei seinem WM Debut den 17. Platz. Fabian Lenz (KC Limburg) scheidet mit Platz 23. aus. „Meine Erwartungen an diese WM haben sich leider nicht erfüllt. Ich schaue nach vorne und rechne mir bessere Chancen bei der nächsten Weltmeisterschaft auf einer Walze in Brasilien 2017“ erklärt Fabian.

Die Juniorinnen Johanna Denke und Emma Schuck belegen den siebten und neunten Platz mit sicheren Punkten.

Im C1 starten die Wettkampferfahrenen Paddler Jonas Unterberg (WSC Dormagen), Philipp Hitzigarth (UKF Ulm) und Daniel Riedmüller (SKC Saarbrücken) und zeigen der Konkurrenz was sie können. Daniel Riedmüller, ebenfalls Starter bei den deutschen Herren, belegt den 11. Platz. Nach Materialproblemen erkämpft sich Jonas Unterberg den 14. Platz. Philipp Hitzigrath , mehrfacher Meister, sichert sich den 17. Platz im C1.

 

Jonas Unterberg, beste Deutsche Platzierung

 

Bester Deutscher und mit fehlenden fünf Punkten zur Medaille überrascht Jonas Unterberg im Open Canoe und paddelt sich bis in das Finale. Die OC Klasse macht dieses Jahr mit hohen Punktzahlen in den Läufen auf sich aufmerksam und könnte mit Ihren Ergebnissen zum Teil den Herren Plätze streitig machen.

Andrea Kaspers, beste Deutsche auf der WM
Andrea Kaspers, beste Deutsche auf der WM

Fazit


Nach einer langen Anreise über den Atlantik schneiden die Deutschen Freestyler auf der ICF Freestyle Worldchampionships vor allem bei den Junioren und OC1 gut ab. Fehlende Erfahrungen auf Wellen und zu kurze Trainingszeiten machen jedoch ein Mitwirken in der internationalen Spitze in den Klassen Herren und Damen nicht möglich Die Kajakfreestyle-Weltmeisterschaft in Brasilien 2017 findet auf einer Walze statt. Zuversichtlich blickt das Deutsche Freestyle Team mit seinen Walzenerprobten Fahrer nach Südamerika.

Text: Sandra Sebelin

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Kommentare: 1
  • #1

    Hanna (Dienstag, 24 Januar 2017 14:54)

    Sehr interessant!