Tipps und Tricks zum Rollen - verschiedene Rollarten

Inhalt

  • Hüftschwung
  • Rolle nach vorne
    • Paddelhangrolle
    • Sweep-Rolle
    • Rückwärtsrolle
    • Handrolle
  • Ökonomisierung und Automatisierung

Der Hüftschwung

Der Hüftschwung ist bekanntermaßen die Crux beim Eskimotieren. Quantitativ macht er schätzungsweise 90 Prozent und mehr des Erfolges aus. Nur mit gutem Hüftschwung gelingt es, das Boot kraftsparend aufzurichten. Und genau darauf kommt es bei allen Formen der Rolle an. Außerdem ist der Hüftschwung absolute Voraussetzung, will man irgendwann mal mit den Händen eskimotieren. Es lohnt sich also in jedem Fall, hier etwas mehr Zeit zu investieren.

Hüftschwung bedeutet, durch ein seitliches Beugen der Wirbelsäule das Boot aufzurichten, bevor der Oberkörper und zu aller letzt der Kopf folgen. Der Kopf steuert diese Bewegung. Nur wenn er solange unten - d.h. an der Wasseroberfläche- bleibt, bis das Boot schon komplett aufgerichtet ist, kann das Boot mit minimaler Kraft unter den Körper gedreht werden. Ein sauberer Hüftschwung gelingt darüber hinaus nur, wenn der Oberkörper zumindest aufrecht, besser in einer (leichten) Vorlage ist. In Rücklage, also bei überstreckter Wirbelsäule, sperren sich die Wirbel gegen ein seitliches Beugen. Als Kontrolle kann hierbei die Position des Bootsbugs dienen: Er sollte beim Üben am Beckenrand während des gesamten Aufrichtens die Wand berühren. Dreht das Boot dagegen vom Beckenrand weg, ist die Kraftübertragung nicht ideal und man verschenkt Kraft.

Man sollte außerdem darauf achten, dass man beim Hüftschwung nicht den Oberkörper verdreht. Der Hüftschwung ist noch nicht ganz beendet, wenn Boot, Oberkörper und Kopf aufgerichtet sind. Was folgen sollte, ist ein Stabilisieren des Bootes. Dies erreicht man durch ein anspannen "Arschbacken", wodurch die Hüfte aufgerichtet und der Druck der Knie auf die Bootswand erhöht wird. Jetzt wackelt das Boot nicht mehr und man hat es voll unter Kontrolle.

 

Übungen (am Beckenrand)

  • Oben genannte Details beachten und experimentieren. Dabei immer fühlen, wie es am leichtesten geht.
  • Durchrollen (vom Beckenrandweg kentern).
  • Anschwimmen zum Beckenrand: ist der Hüftschwung auch noch sauber, wenn es schnell gehen muss?


Übungen (mit Schwimmbrett oder Schwimmweste)

  • Das Schwimmbrett (oder zunächst auch 2 oder 3) mit der Hand der Seite, auf die man kentert von unten, mit der Gegenhand von oben greifen.
  • Ein Schwimmbrett an das aktionsseitige Paddelblatt tapen. Rollen und nur auf eine saubere Ausführung des Hüftschwunges achten. Fühlen, wie es am leichtesten geht. 

Rolle nach vorne

Noch immer sind Rollen, bei denen der Oberkörper nach hinten geworfen wird, weit verbreitet (z.B. die Bogenschlagrolle). Sie funktionieren zwar, allerdings sprechen eine Latte von Argumenten sowie die Praxis gegen sie. Die eindeutig bessere Variante ist die Rolle nach vorne. Sie funktioniert besser, da ein richtiger Hüftschwung nur bei aufrechtem vorgebeugtem Oberkörper möglich ist. Außerdem ist die Verletzungsgefahr geringer, da man während der gesamten Unterwasserphase den Aktionsarm schützend vor dem Kopf hält, weniger Tiefgang hat und nicht das Gesicht und den Hals eventuellen Hindernissen entgegenstreckt, sondern allenfalls Hinterkopf (Helm) und Rücken. Zweitens ist man nach misslungenen Rollversuchen wesentlich fixer wieder in der Ausgangsposition für einen neuen Versuch. Last but not least ist derjenige, der seine Rolle in Oberkörpervorlage beendet, schneller wieder »ready - to - paddle« als derjenige, der Paddel und Oberkörper erst mal wieder von hinten nach vorne bringen muss!

 

Verschiedene Varianten der Rolle nach vorne unterscheiden sich in der Paddelbewegung. Die Hüftschwungbewegung bleibt jedoch im wesentlichen die gleiche. Hier die wichtigsten Varianten, die im Repertoire des versierten Wildwasserfahrers nicht fehlen sollten:

 

Paddelhang-Rolle

Sie ist die ideale Einsteigerrolle, da sie sich gut in zwei Teilbewegungen untergliedern lässt und dadurch besonders leicht zu erlernen ist. Hierbei wird das Paddel aus der Parallel Position erst unbelastet (nach außen) in die 90 - Grad - Position gebracht. Dort wird das Paddel dann (nach unten) belastet und das Aufrichten erfolgt an einer Paddelhang - Bewegung.

 

Sweep-Rolle

Sie ist etwas anspruchsvoller, da die Bewegungsrichtung bei belastetem Paddel geändert werden muss. Hierbei wird das Paddel bereits in der Parallel - Position belastet. Nach einem Viertelkreis (halber Bogenschlag vorwärts) mit angestelltem Blatt an der Wasseroberfläche, ändert sich in der 90° - Position dann die Bewegungsrichtung. Es folgt ein Paddelhang, bei dem man das Paddel im rechten Winkel unters Boot zieht. Die Sweep - Roll ist die schnellste und effektivste Form der Rolle, die auch im turbulenten Wasser genügend Reserven bietet.

 

Rückwärtsrolle

Wenn's mal schnell gehen muss ... Sie ist dann eine Alternative, wenn man bei einem Ziehschlag vorne oder S - Schlag kentert und keine Zeit mehr hat, das Paddel in die übliche Parallel - Position vorne zu bringen. Anstatt dessen bringt man durch ein Verschränken der Arme das Paddel in eine Parallel - Position hinten. Das Paddel beschreibt dann einen Viertelkreis (halber Bogenschlag rückwärts) und geht in der 900 - Position wieder in eine Paddelhang - Bewegung über.

 

Handrolle

Sie funktioniert nur, wenn der Hüftschwung einwandfrei sitzt. Den notwendigen Kraftimpuls liefert entweder ein schneller Schlag des Gegenarms, gefolgt von einem ebenso schnellen Schlag des Aktionsarmes. Oder man paddelt sich (langsamer) durch Paddelbewegung aus Unterarmen und Händen hoch.

 

Übungen:

  • Der Weg zu jeder Variante der Rolle nach vorne führt zunächst immer über das separate üben des Hüftschwunges nach vorne (s. o.)
  • Als zweiter Schritt eignet sich das Üben der jeweiligen Variante mit Partnerhilfe (Führen des Paddels; später: Unterstützung am Boot).
  • Alleine lassen sich neue Rollvarianten gut (in Ruhe) mit angetaptem Schwimmbrett üben (ggf. auch mit Schwimmbrille).
  • Sehr hilfreich beim Üben neuer Rollvarianten ist auch die Video - Korrektur, denn sehr oft empfindet man Bewegungen anders als sie wirklich aussehen.
  • Zum Üben der Handrolle zunächst ein oder zwei Schwimm - Paddles (oder Tischtennisschläger) verwenden und sich von einem Partner helfen lassen.

Ökonomisierung und Automatisierung

Im Wildwasser wird die Rolle nur demjenigen gelingen, der nicht mehr zuerst überlegen muss. Die Rolle muss in Fleisch und Blut übergehen, im Schlaf funktionieren. Im Sport bezeichnet man dies als Automatisieren. Ist eine Bewegung automatisiert dann wird sie nicht mehr im Gehirn ausgelöst, sondern liegt als Bewegungsschema reflexartig im Rückenmark vor. Automatisieren tut man durch häufiges Wiederholen, später unter wechselnden und erschwerender Bedingungen, um sich auf diese Weiseauch auf spätere Störfaktoren (z.B. Strömung und Steine) vorzubereiten. Mit jeder Eskimorolle ergibt sich auch eine Ökonomisierung der Bewegung, da sich in der Gesamtkoordination eine stete Verbesserung einstellt und bessere Versuche (ab einem gewissen Level) unterbewusst abgespeichert werden. Bei der Übungsauswahl zum Automatisieren sollte man dem Erfindungsreichtum keine Grenzen setzen.

 

Übungen:

  • Rollen nach Kenterungen in allen erdenklichen Paddel-Positionen.
  • Rollen nach Anschwimmen zum Paddel. 
  • Rollen mit kompletter Ausrüstung (Schwimmweste, Helm) 
  • Rollen mit offener Spritzdecke, vollgelaufenem Boot oder mit Partner auf dem Hinterschiff.
  • Sich von einem Partner am Beckenrand vorwärts oder rückwärts überschlagen lassen und eskimotieren.
  • Wildwasser-Simulator durch einen (zwei) Partner am Bug (und Heck).
  • Eskimotieren mit Canadierpaddel, Tischtennisschläger ...